Von Obdachlosigkeit heißt es häufig, es handle sich um ein Winterthema.
Wenn die Temperaturen sinken, fällt es vielleicht leichter sich vorzustellen, dass ein Leben auf der Straße kein sogenannter Campingurlaub ist.
Aber die Not und die Probleme vor die Menschen ohne Obdach gestellt werden, verschwinden nicht einfach mit den ersten Sonnenstrahlen.
Wie sich die Hitze auf Geist und Körper auswirken können, kann jeder nachfühlen, der schon einmal einen Sonnenstich oder Hitzschlag erlebt hat, mit niedrigem Blutdruck oder anderen Empfindlichkeiten wie zum Beispiel sensibler Haut zu kämpfen hat.
Die unzureichenden Möglichkeiten sich selbst und eventuelle Verletzungen sauber zu halten sowie Dehydrierung tun im Zweifel ihr übriges.
Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Tücken und Herausforderungen. Eines aber ist ihnen allen gemein:
Die Menschen sind überwiegend schutzlos.
Und wer schutzlos ist, dem widerfährt nicht selten Gewalt.
Menschen, die vergewaltigt, angezündet, geschlagen, auf die eingestochen werden und wird – solche Artikel liest, solche Bilder sieht niemand gerne.
Aber die Zahl der Gewalttaten gegen Menschen ohne Obdach steigt an.
Allein in Hamburg sind im vergangenen Jahr 70 Über- und Angriffe registriert worden.
In der gesamtgesellschaftlichen Wahrnehmung tauchen Angriffe gegen Menschen ohne Obdach punktuell auf, Solidarisierung mit den Opfern oder breite Thematisierung sind selten.
Und das ist fatal.
Denn:
Ohnehin sind Menschen, die am sogenannten Rande der Gesellschaft oder im Abseits leben, mit Vorurteilen belegt. Aus diesen Vorurteilen kann gewalttätiges Handeln gegen Menschen werden.
Würde sich aber die Zivilgesellschaft deutlich zu solchen Taten – wie gerade unlängst im Falle der beiden Berliner, die angezündet wurden geschehen – verhalten und signalisieren, dass Gewalt nicht geduldet wird, so würde dies unter Umständen die Hemmschwelle eines manchen Täters erhöhen.
Es soll Gustav Heinemann gewesen sein, der sagte, man erkenne den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit ihren schwächsten Gliedern verfahre.
Darin steckt auch der in Artikel 1 unseres Grundgesetzes verankerte Leitsatz, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.
Und auch, wenn ein Leben auf der Straße scheinbar nicht viel Raum für Würde lassen will, so ist die Würde des Menschen, jedes einzelnen, unveräußerlich.
Quellen:
https://www.hinzundkunzt.de/immer-mehr-obdachlose-werden-o…/
https://faktenfinder.tagesschau.de/inla…/obdachlose-103.html