Wie unter einem Brennglas konnte man in den vergangenen Wochen beobachten, wie sich Politik und Gesellschaft in der „Corona-Krise“ zurechtzufinden versuchten. Zwischen Überforderung, Angst (um die eigene Existenz), dem Bemühen, alle Bürger*innen und Problemlagen im Blick zu behalten und ihnen Rechnung zu tragen, sehr viel spontan entstehendem zivilem Engagement und Solidarität, zeigt sich aber eben auch an welchen Stellen es im gesellschaftlichen Zusammenleben knarzt und knackt.
Plötzlich wird sichtbar, was sich sonst an den Rändern der Wahrnehmung abspielt: Häusliche Gewalt, ungerechte Bezahlung in der Pflege, psychische Erkrankungen, Kinderrechte, die Bedeutung von Kunst, Kultur und Gastronomie – um nur einige Beispiele zu nennen. Und auch die Menschen, die ein Leben ohne Dach über dem führen, von Wohnungslosigkeit bedroht sind oder ein Leben am Existenzminimum führen, sind Gegenstand der Diskussion.
Bürgerschaftliches Engagement fängt an vielen Stellen auf, was eine Stadt oder der Staat nicht leisten. Und so bleibt, jetzt da wir uns auf immer weitergehende Lockerungen der Krisenmaßnahmen zu bewegen, die Frage:
In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?
Die Antwort muss so simpel wie kompliziert zugleich lauten:
In einer solidarischen, die niemanden zurücklässt.
Wie aber gelangen wir zu nachhaltigen Lösungen, in einer Zeit, da zwar Nothilfen vergleichsweise zügig „aus dem Boden gestampft“ werden, aber der Gedanke daran, was nach der Krise kommt, kaum Platz im Diskurs findet? Wollen wir wirklich niemanden zurücklassen, müssen wir in einer gemeinsamen Kraftanstrengung, die Politik, Gesellschaft und Wirtschaft verbindet, neue Konzepte denken und andere Wege im Bereich der Stadtentwicklung/ -planung gehen.
Vor allem aber müssen wir damit aufhören, Notlösungen zu schaffen oder daran festzuhalten.
Weiterführende Quellen/ Links:
- https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-04/obdachlosigkeit-coronakrise-pandemie-notuebernachtung-berlin-fs
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/213601/Obdachlose-Menschen-Ausgegrenzter-als-je-zuvor
- https://www.mdr.de/wissen/obdachlose-besonders-von-corona-krise-betroffen100.html
- https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/obdachlosigkeit-schlechte-versorgung-der-menschen-auf-der-strasse
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/sozialarbeiter-ueber-obdachlose-und-corona-wer-auf-der.1001.de.html?dram:article_id=474204
- https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Streit-um-Obdachlosen-Unterkunft-Harburg-Huus,harburghuus102.html