Was für ein Bild haben wir?

Die Frage ist erlaubt, welches Bild lösen Begriffe wie Obdachlosigkeit, obdachlos, wohnungslos und Wohnungslosigkeit aus?
Denken wir in Klischees und Schubladen oder haben wir verinnerlicht, dass ein Leben ohne festen Wohnsitz unter Umständen jede:n treffen kann?
Wie zum Beispiel den Schweizer Autor und Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss.
Als Heranwachsender lebte Bärfuss zeitweise auf der Straße.
Manchmal lohnt es sich, die eigene Perspektive zu hinterfragen und neu oder anders zu überdenken.

Noch immer hat jeder zehnte Deutsche Vorurteile gegenüber Menschen ohne Obdach, wie sich der Mitte-Studie aus dem vergangenen Jahr entnehmen lässt.
Menschen ohne Obdach aus den Innenstädten „zu entfernen“ befürwortet der Studie zufolge sogar jede:r Vierte.
Bereits bei der Begriffswahl „entfernen“ sehen wir ein diskriminierendes und herabwürdigendes Element.
Denn: was entfernt man für gewöhnlich?
Bestenfalls lautet die Antwort: Etwas unliebsames.
Das aber ist kein angemessenes Umgehen mit Menschen.

Obdachlosigkeit bedeutet nicht nur den Verlust von Wohnung und Rückzugsort. Sie bedeutet auch den Verlust von gesellschaftlicher Teilhabe und infolgedessen Ausgrenzung. Stets sollten wir uns bewusst machen, dass Kälte in vielen Aufmachungen daher kommen kann.
Vielleicht können wir nicht an den großen Stellschrauben drehen, die Wohnungsknappheit und -not effektiv beheben, auch wenn wir Housing First und bezahlbaren wie sozialen Wohnraum für unabdingbar halten und als klare Forderung formulieren; Wohnen ist schließlich ein Menschenrecht.
Aber wir können als Gesellschaft diejenigen zurück in unsere Mitte holen, die Vorurteile an ihren Rand gedrängt haben, indem wir für sie eintreten und sie als Menschen unter Menschen wahrnehmen.
Schließlich müssen wir uns an den wahren Heinemann zugeschriebenen Worten messen lassen:
„Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt.“

Quellen/ weiterführende Links: